Rassismus ohne Rassen - Kampf ohne Klassen?

Zumindest historisch liegt es nahe, die Thematik des Rassismus mit der des Klassenkampfs zu verknüpfen. In Deutschland haben migrantische Kämpfe der 60er und 70er Jahre antirassistische Forderungen erhoben und zugleich Erfahrungen im Kontext der ökonomischen Kämpfe gemacht. Eine reduktionistische Vorstellung von Klassenkampf hat jedoch dazu geführt, dass migrantische Kämpfe kaum Beachtung gefunden haben. Könnte eine Historiographie der Kämpfe der Migration zu einem veränderten Verständnis von Klassenkampf und Rassismus beitragen? Unter Bezug auf die Thesen Etienne Balibars geht es um Bedingungen, unter denen sich historisches Wissen produzieren lässt. Wie lässt sich theoretisch und programmatisch Geschichte als Geschichte von Kämpfen konzeptualisieren? Wie kann man eine Geschichte des Klassenkampfs, oder besser, eine Geschichte von Kämpfen, und hier der Kämpfe der Migration schreiben, die eine emanzipatorische Perspektive erlaubt? Wie kann eine Geschichtsschreibung der Kämpfe der Migration einer identitätspolitischen Simplifizierung und einer naiven Heroisierung dieser Kämpfe entgehen? Kann eine Niederlage, die durch das Nichtvorhandensein des historischen Textes markiert ist, mittels einer historischen Analyse umgekehrt werden?