Die Abwesenheit der Exilierten oder die Geheimnisse der weltweiten Demobilisierung

Die Geschichte der Exilierten findet da ihren Ort, wo der Ort ihnen verweigert wird: keine Überbleibsel, keine Spuren, keine Geschichte - nur Asche. Es geht um eine ausgebliebene Geschichte, eine Geschichte ohne Namen, ohne Papiere, eine Geschichte um das Verbot des Ankommens und der Verhinderung eines Ortes. Der Vortrag handelt von der langen Schlange der fehlenden Namen, der Abwesenden, des Hin und Her der Gespenster, derjenigen, die die Niederlagen und potentiellen Möglichkeiten der Geschichte mit sich tragen. Ausgehend von der Benjaminschen These, dass der Ausnahmezustand sich bei den Ausgewiesenen, den Deportierten und den Flüchtlingen manifestiert, werden die Fluchtlinien der doppelten Abwesenheit der Exilierten - einmal von der durch die Kolonialisierung verwüsteten Gesellschaft aus der sie kommen und der Gesellschaft in die sie eintreffen - thematisiert. Die aktuellen Nationalstaaten produzieren serienweise Staatenlose und verweigern Flüchtlingen ihre Ankunft. Es wird der Frage nachgegangen, ob diejenigen ohne Papiere - die per Definition ohne Ort sind, ohne Archive, ohne Namen und ohne Stimmen - eine Geschichte haben können. Ob der nationalistische und neoarchaische Ethnozentrismus unfreiwillig die Basis einer neuen Internationale bildet und damit die unmöglichen Möglichkeiten des Exils neu formuliert. In diesem Zusammenhang wird besonders auf die postkoloniale Dimension am Beispiel Algeriens eingegangen.